Teodóra Mátis und Lili Horváth über das Ehrenamt in der Gemeinde
Im deutschsprachigen und im ungarischsprachigen Gemeindeleben sind sie zu Hause. Die Kindergruppe, beide Jugendgruppen, die Jugendband der Gemeinde, die Kinderbibelwoche und Sommerfreizeiten – überall hier sind sie aktiv. Und bei den Gottesdiensten trifft man sie auch überaus regelmäßig an – und auch hier übernehmen sie Aufgaben. Lili Horváth und Teodóra Mátis, beide 18 Jahre alt, prägen nicht nur das Gemeindeleben, sondern sind auch im Schulleben des evangelisch-lutherischen Lyzeums aktiv.
Was motiviert Euch in der Gemeinde ehrenamtlich aktiv zu sein?
Dóri: Begonnen hat alles mit der ungarischen Jugendgruppe. Ich habe in Budapest erlebt, wie gut so eine Jugendgruppe sein kann. Wir fanden klasse, was wir dort erlebt haben, und wollten etwas Ähnliches auch hier aufbauen. So kam es, dass meine Mutter für uns auch eine Jugendgruppe gegründet hat. Dann lag auch der nächste Schritt nahe: Wir lieben Musik – und so gründeten wir die Jugendband.
Lili: Meine Motivation war, dass ich schon als Kind Teil der Gemeinde war. Das hat mir ganz viel gegeben. Und natürlich war für mich auch prägend, dass meine älteren Brüder in die deutsche Jugendgruppe gegangen sind. Sie waren die "Großen", und mein kleiner Bruder und ich waren die "Kleinen" in der Familie. Und ich wollte auch zu den Großen gehören. Und so wurde der Kontakt zur Gemeinde intensiver – sowohl zur ungarischen Jugendgruppe, als auch zur deutschen Gemeinde. Und ich habe so viel Spaß daran gefunden, dass das Gemeindeleben zum Teil meines Alltagslebens wurde. Ich muss sagen, ich habe auch viel profitiert. Nur ein Beispiel: Als ich das erste Mal im Gottesdienst die Lesung übernommen habe, war ich ganz aufgeregt. Und heute habe ich eine gute Übung darin, vor anderen Menschen zu lesen. Solche Erfahrungen nützen mir natürlich nicht nur in der Gemeinde.
Eure Beispiele zeigen, dass Ihr durch die Familie in die Gemeinde gewachsen seid. Für uns als Gemeinde und kirchliche Schule stellt sich die Frage, ob wir eine Chance haben, Jugendliche zu erreichen, die nicht über so einen familiären Hintergrund verfügen. Wie seht Ihr Eure Altersgenossen im Blick auf Kirche?
Dóri: Ich meine, viele haben ein falsches Bild davon, was in der Gemeinde passiert. Viele denken, dass alle ordentlich sind, nie etwas Schlechtes machen und dass es immer nur um Gott geht. Aber sie wissen nicht, dass wir auch allgemeine Fragen und Probleme besprechen. Kürzlich ging es in der Jugendgruppe um das Thema "Beziehungen" - also um Fragen, die uns eigentlich alle – gerade auch unserer Altersgruppe – betreffen.
Lili: Ich sehe das ganz ähnlich. Viele meinen sicher auch, dass sie durch Schule und Hobbys zu ausgelastet sind, um sich auch noch in der Gemeinde noch zu engagieren. Aber sie bedenken oft nicht, dass ihnen so ein Gruppenerlebnis sehr wahrscheinlich mehr bringt als das Ansehen irgendeiner Fernsehserie. Mit anderen zusammen zu sein, das gibt einem ja auch Mut und Kraft für die nächste Woche, für das Leben. Und es tut ganz einfach gut.
Zum Stichwort "kirchliche Schule": Manche Schüler und Eltern sagen, dass sie keine gemeindlichen Jugendangebote brauchen, weil das spirituelle Angebot einer kirchlichen Schule – Andachten, Religionsunterricht, Rüsttage und ähnliches mehr – völlig ausreicht. Wird da die Schule selbst zu einer Art "Gemeinde", die für die normale Kirchengemeinde eine Konkurrenz darstellt? Was sagt Ihr, die Ihr in der Schule und in der Gemeinde aktiv seid?
Lili: In der Schule treffen wir nur eine Altersgruppe – die aber den ganzen Tag. Das ist eine ganz andere Art von "Gemeinde" oder Gemeinschaft. Hier, in der Soproner Gemeinde, hingegen treffen wir auch auf ältere Menschen, die mehr Lebenserfahrung haben, und wir können uns auch mit Kleineren beschäftigen, zum Beispiel in der Kindergruppe. Hier können wir gemeinsam und generationenübergreifend Gemeinde erleben. In der Schule ist das anders. Da gibt es auch viele, die die Schule besuchen, weil es eine gute Schule ist, denen es aber nicht so wichtig ist, dass es eine kirchliche Schule ist. In der klassischen Kirchengemeinde trifft man auf mehr Menschen, die aus ihrer eigenen Überzeugung zu einer Gemeinde gehören.
Dóri: Ich denke, dass viele Schüler die Andachten, Gottesdienste und Rüsttage nicht wirklich ernst nehmen. Würden sie das ernster nehmen, hätten sie vielleicht mehr Lust, zur Jugendgruppe zu gehen oder in der Gemeindeband mitzuspielen.
Für die Schüler, die jünger sind als Ihr, ist das Ehrenamt ja Pflicht geworden. Ehrenamtliche Stunden gegen Unterschrift. Ist das Eurer Ansicht nach ein guter Schritt – oder mehr Schein als Sein?
Dóri: Ich sehe beides. Für diejenigen, die zu solchen ehrenamtlichen Aufgaben grundsätzlich keine Lust haben – und auch schon mit so einer Einstellung dahin gehen, dass sie da nicht hingehen wollen, nützt das nichts. Aber es gibt auch die, die das ernst nehmen, und für die dieses "verpflichtende Ehrenamt" eine gute Gelegenheit bietet, sich auszuprobieren.
Lili: Diese Zwiespältigkeit sehe ich auch. Ich denke, es ist wichtig, dass man am Ehrenamt Spaß hat, sich darin wohlfühlt und gerne auch etwas für sich mitnehmen kann – nicht nur Punkte oder Unterschriften, sondern das prägende Erlebnis, dass man sich mit seinen Fähigkeiten und Talenten auch wirklich nützlich einsetzen kann. Wenn das Gefühl aufkommt, dass man irgendwo gebraucht wird und all das auch Freude macht, dann kann das ein Impuls sein, der junge Menschen wirklich näher zur Gemeinde bringen kann.
Holger Manke