Am fröhlichen Christsein darf man uns gerne erkennen

Im Gespräch mit Pfarrer Holger Manke. Am Sonntag, dem 3. März hat sich der neue Pfarrer Holger Manke im Gottesdienst vorgestellt. Er ist 31 Jahre, studierte in Erlangen und Budapest Theologie, stammt aus der Kirchengemeinde St. Sebald in Nürnberg und fand in deren ungarischer Partnergemeinde, der Budapester Burggemeinde eine zweite geistliche Heimat und knüpfte Freundschaften nach Ungarn. Einst war er Praktikant in der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Budapest, später dann Journalist beim Pester Lloyd. 2007 war er als Organisator des 15-jährigen bayerisch-ungarischen Jubiläums in Balatonföldvár tätig. Seit dieser Zeit ist er Redakteur der Deutschen Anlage in der Zeitung "Evangélikus Élet" und des Deutschsprachigen Nachrichtendienstes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. 2009 wirkte er bei der Veranstaltung "An die Grenzen gehen" in Sopron mit. Mit seiner Frau Pfarrerin Eszter Manke-Lackner wirkte er in Nagyalásony, Dabrony und Nemesszalók. 2010 gingen sie nach Unterfranken, wo Holger Manke als Vikar in Ebern tätig war – und Sohn Theo kam zur Welt. Im Oktober 2012 trafen ihn viele Soproner beim 20-jährigen Jubiläum der bayerisch-ungarischen Partnerschaft in Nürnberg.

 

Jetzt sind Sie hier in Sopron, und wir freuen uns. Freuen Sie sich auch?

Ja, klar! Keine Frage.

 

Wer oder was gab Ihnen den Impuls, Pfarrer zu werden?

Ich kann kein Berufungserlebnis vorweisen. In meinem Fall war es eher ein Prozess. Ich habe in Nürnberg und Budapest kirchliches Leben schätzen gelernt – und im Fragen danach, wie ich mein Leben gestalten möchte, und in all der Lebenserfahrung, die ich in einem Semester Chemie, bei einer Versicherung und in ein paar Semestern Wirtschaftsmathematik sowie bei meinen Aufenthalten in Ungarn sammelte, kam eine Ahnung von Wichtigkeit für den Dienst als Pfarrer auf. Impulsgebend waren dabei die Eindrücke und auch die Menschen, die meinen Weg im Ehrenamt in meinen Gemeinden gesäumt haben.

 

Am 27. Januar haben wir Pfarrer Dr. Volker Menke verabschiedet. Eine Woche später wurden Sie in der Christuskirche Ebern verabschiedet und nach Sopron gesandt. Ein Brückenbauer ging von uns und ein Sämann kam zu uns. Die Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner sagte über Sie: "Der Halm wurde stark."

Damit bezog sich die Regionalbischöfin auf die wichtige Phase meines Lebens in St. Sebald und der Burggemeinde – eine Zeit, die auch für meinen Glauben bedeutsam ist und die meiner Entscheidung, Pfarrer zu werden, vorausging.

 

Haben Sie eine besondere Lieblingsstelle in der Bibel?

Natürlich liegt mir Joh 3,16 besonders am Herzen – für mich ein Kernsatz unseres Glaubens. Daneben würde ich aber auch 1Joh 5,12 nennen: "Wer den Sohn hat, der hat das Leben" - wenige, aber wichtige Worte aus jenem Bibeltext, über das ich im Jahr 2005 meine erste Predigt hielt. Übrigens in Cegléd und auf ungarisch – mein Kanzeldienst hat also in Ungarn begonnen. Und eigentlich sind es noch so viele mir wichtige Bibelworte mehr.

 

Haben Sie Favoriten unter den Kirchenliedern, die wir oft singen werden?

Ich will nicht leugnen, dass das Leben oft von Mühsal und Schwierigkeiten geprägt ist. Allerdings ist es auch meine Überzeugung, dass der Glaube uns dazu befreit, dass wir fröhliche Christen sein dürfen. Und das darf man uns auch anmerken. Und daran darf man uns auch gerne erkennen. Damit stehen mir Lieder nahe, die einen Grundtakt tiefer Freude in Christus spüren lassen. Ich denke, wir werden also nicht in der Mehrzahl Lieder singen, die über viele Strophen in tristen Tönen unsere Sündhaftigkeit durchdeklinieren.

 

Die zweisprachige Gemeinde in Sopron war früher stark. Heute gibt es eine Familie, die vier Generationen repräsentiert. Ob es der Geschichte zuzuschreiben ist, oder dem Zeitgeist, heute ist der Sonntag und der sonntägliche Kirchengang gefährdet. Bischöfin Dr. Greiner sagte zu Ihnen: "Gewiss ist: Christus selbst nimmt Sie in den Dienst und er schenkt Ihnen den Heiligen Geist. Er wird Wunder tun an Ihnen und durch Sie."

Der Heilige Geist tut nicht nur durch mich Wunder, sondern durch uns alle. Und bei all dem ist und bleibt er natürlich unverfügbar. Ich wünsche uns, dass wir einer gemeinsamen Zeit entgegensehen, an der wir merken, dass der Heilige Geist auch weiterhin unter uns herrscht und Wunder tut, vielleicht manche, die wir erhoffen, und vielleicht andere, an die wir gar nicht dachten. Wie sich das konkret äußert, das werden wir nicht nur sehen, sondern dafür können wir uns alle einbringen.

 

Sie sprechen auch "perfekt" Ungarisch, Ihre Frau wunderbar Deutsch. Wir freuen uns, wieder ein vorbildhaftes Ehepaar in unserer Gemeinde zu erleben. Erzählen Sie doch ein bisschen über Ihre Familie!

Ich denke, da muss ich an mehreren Stellen eingreifen. Dass mein Ungarisch perfekt ist, würde ich nicht sagen. Und auch sonst würde ich den Begriff "Vorbildlichkeit" nicht auf mich selbst anwenden, auch wenn ich mich natürlich freue, dass Sie uns schon vor unserer Soproner Zeit als gutes Team erlebt haben. Ich denke, wir sind eine normale Familie. Meine Frau hat, wie ihr Mädchenname erahnen lässt, einen ungarndeutschen Hintergrund. Sie ist in Szombathely geboren und in Kőszeg aufgewachsen, wo ihre Familie auch heute lebt. Unser Sohn Theo ist gebürtiger Unterfranke. – Wir sind eine europäische Familie.

Die Kinder und Jugendlichen hatten in den vergangenen Jahren zwei feste Termine: am Mittwoch hieß es: "Megyünk Volkerre!" und im Juni war eine Woche für die Kinderbibelwoche reserviert. Die Kinder fragten im Januar: "Was werden wir jetzt am Mittwoch machen?" Was werden sie machen?

Vielleicht ist die Antwort: "Mennek Holgerre!" Ich würde mich freuen, wenn sie weiterhin kommen. Jedenfalls auch von hier herzliche Einladung!

 

Sopron ist Schul- und Universitätsstadt. Drei evangelische Schulen, Nationalitätenklassen, Universität. Müsste eine gute Basis sein, scheint aber eher eine große Herausforderung zu sein.

Das können diejenigen, die schon ein paar Tage länger in Sopron sind als ich, vermutlich besser beurteilen. Aber ganz allgemein: Ich denke, jeder Ort, jede Gemeinde hat manches, was Basis ist, worauf Kirche gebaut werden kann. Und zugleich stößt man überall auch auf Herausforderungen. Das sei kein falscher Trost. Aber ich verweise da doch nochmals auf das Wirken des Heiligen Geistes. Auf dieser Basis kann Kirche leben.

 

Vielleicht renne ich offene Türen ein, wenn ich Sie frage, möchten Sie am "Sie" festhalten oder könnten Sie sich früher oder später das "Du" mit Kindern und Eltern vorstellen?

Ich habe in verschiedenen Gemeinden beides erlebt und mich jeweils den vorfindlichen Traditionen angepasst. Ich bin gerne offen für das gegenseitige Du – das zeigt ja auch etwas von der gleichen Augenhöhe, aber es soll auch fürs Gegenüber passen. Allerdings werde ich ja auch am Líceum unterrichten – und ich weiß nicht, ob das gegenseitige Du im Lehrer-Schüler-Verhältnis glücklich ist. Wir werden sehen.

 

Sie werden im Kirchenkreis Bayreuth zurückerwartet. Wir sind im Briefschreiben an den Herrn Landesbischof geübt, und haben im Festhalten und Loslassen auch Übung. Vorerst möchten wir Sie festhalten. Ich wünsche uns allen, dass in der Soproner Gemeinde Liebe wächst, wie Weizen und ihr Halm grünt.

Vielen Dank, dass Sie mich nicht gleich wieder zurückschicken möchten! Und Ihrem Wunsch kann ich mich nur von Herzen anschließen.

Katalin Hirschler